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Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité

Gesunder Kinderschlaf in den ersten drei Lebensjahren

Schlafberatung: Was zu tun ist, damit der Nachwuchs gut und erholsam schläft

Guter Schlaf ist unersetzlich. Denn während des Schlafes bündelt das Immunsystem neue Kräfte und der Körper und das Gehirn haben Gelegenheit, die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Regelmäßiger und gesunder Schlaf ist vom ersten Lebenstag an von grundlegender Bedeutung, denn er nimmt Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden, das Lernverhalten und auch auf das psychische Gleichgewicht. So erfolgt zum Beispiel die Ausschüttung des Wachstumshormons ausschließlich im Schlaf, besonders im Tiefschlaf in der ersten Nachthälfte. Auch Melatonin als wichtiges Hormon für den Tag-Nacht-Rhythmus wird im Schlaf gebildet.

Rund um den gesunden Kinderschlaf stellen sich Eltern viele Fragen. Oft ist damit ein intensiver Lernprozess in Bezug auf das Schlafverhalten der Kleinen verbunden. Weil wir das wissen, bieten wir in der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin der Klinik Oranienburg eine Schlafberatung an. Um die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen, damit der Nachwuchs gut und erholsam schläft, sollten einige grundlegende Dinge Beachtung finden.

Die ersten Lebensmonate

Die Schlafumgebung

Eine gesunde Schlafumgebung ist Voraussetzung für erholsamen Schlaf. Die Wände und Möbel des Schlafraums sollten frei von frischen Farben und Lacken sein. Der beste Zeitraum für eine Renovierung liegt daher sechs bis zwölf Monate vor der Geburt. Die ideale Schlafraum-Temperatur beträgt 16 bis 18 Grad Celsius. Rauchen in der Wohnung schadet dem Baby sehr, da es viel schneller atmet als Erwachsene und somit in kurzer Zeit viel mehr Rauch einatmet. Durch das aufgenommene Nikotin bildet sich beim Kind zäher Schleim, der nicht richtig abgehustet werden kann und die Atemwege verstopft.

Der Schlafplatz

Der sicherste Schlafplatz für das Neugeborene ist ein Extrabett im Elternschlafzimmer. Ein Beistellbett oder ein großes Familienbett sind ebenfalls geeignet. Es muss aber sichergestellt werden, dass das Baby frei atmen kann. Seinen Nachtschlaf sollte es besser nicht im Elternbett verbringen. Eine luftdurchlässige und nicht zu weiche Matratze ist empfehlenswert. Auf eine Gummiauflage sollte wegen der fehlenden Luftdurchlässigkeit besser verzichtet werden. Am besten schläft das Kind im Schlafsack und in Rückenlage. Es braucht noch kein Kopfkissen und keine Plüschtiere im Bett. Ein Nuckel in der richtigen Größe hält die Atemwege offen.

Das Schlafverhalten

Neugeborene und junge Säuglinge haben noch keinen festen Tag-Nacht-Rhythmus. Dieser bildet sich erst mit vier bis sechs Wochen heraus und ist eigentlich erst mit etwa sechs Monaten richtig ausgeprägt. Es gibt auch noch nicht die typischen Schlafstadien wie bei größeren Kindern und Erwachsenen. Die Schlafperioden dauern beim jungen Säugling nur zwei bis vier Stunden und sind gleichmäßig über den Tag verteilt. Die tägliche Schlafdauer ist individuell sehr verschieden und schwankt zwischen 12 und 20 Stunden. Babys haben sehr viel Traumschlaf. In den kurzen Wachphasen erfolgt das Stillen nach Bedarf oder die Fütterung mit der Flasche ca. sechs bis acht Mal täglich. Ab dem sechsten Lebensmonat ist meist keine nächtliche Mahlzeit mehr notwendig.Einschlafrituale: Es ist ratsam, möglichst bald feste Einschlafrituale einzuführen. Dazu gehören beispielsweise das Vorsingen von Schlafliedern nach dem Füttern, das Abdunkeln des Raumes und das Ausschalten von Umgebungslärm sowie das Hinlegen des Kindes ins eigene Bettchen. Die Nähe der Eltern wirkt entspannend.

Gut zu wissen

Weil das Gehirn des Neugeborenen noch unreif ist, sind wichtige Funktionen wie zum Beispiel die Regulation von Atmung, Herzschlag, Hirndurchblutung und Temperatur noch instabil und können besonders im Schlaf durch äußere und innere Faktoren leicht gestört werden. Je früher das Kind geboren wurde, desto störanfälliger sind die lebenswichtigen Funktionen, besonders im Schlaf. Frühgeborene mit Atemstörungen und besonders gefährdete Neugeborene bekommen vom Arzt deshalb oft ein Überwachungsgerät für zu Hause verordnet.Wenn das Baby schreit, sollte immer nach der Ursache gesucht werden. Mit der Zeit lernen Eltern, am Ton zu erkennen, was fehlt. Wenn sich keine Ursache für häufiges und heftiges Schreien finden lässt, besteht die Möglichkeit, das Baby vom Kinderarzt oder einer Hebamme untersuchen zu lassen. Ein Baby darf auf keinen Fall geschüttelt werden, weil schwere Hirnblutungen die Folge sein können.

Kinderschlaf vom 12. bis zum 18. Lebensmonat

Das Säuglingsalter ist nun vorbei, ein fester Tag-Nacht-Rhythmus hat sich eingestellt. Stabile Schlafphasen haben sich herausgebildet, und der Anteil des Traumschlafes ist geringer geworden. Atmung und Herzaktion reagieren nicht mehr so stark störanfällig auf äußere Bedingungen.

Die Schlafzeiten

Kinder in diesem Alter schlafen schon deutlich weniger, etwa 11 bis 16 Stunden täglich und einen Teil davon tagsüber: als Vormittagsschläfchen und als Mittagsschlaf. Der Tagesschlaf sollte insgesamt nicht mehr als drei bis vier Stunden betragen. In dieser Phase lernt das Kind, in Abwesenheit der Eltern zu schlafen.

Voraussetzungen für guten Schlaf

Ein bequemes Bett in einem abgedunkelten Zimmer in ruhiger und entspannter Atmosphäre sind Grundvoraussetzungen für erholsamen Schlaf. Ein Kind sollte zu Bett gebracht werden, wenn es müde ist. Liebevolle Schlafrituale (Schlafteddy, Schlaflieder, Geschichten vorlesen, aber nicht länger als 20 Minuten) fördern das Einschlafen. Das Einhalten eines täglich gleichen Schlaf-Rhythmus ist sehr empfehlenswert

Der „Nachtschreck“

Eltern sollten wissen, dass einige Kinder in dieser Entwicklungsphase, etwa ab dem 13. Lebensmonat, den „Nachtschreck“ (Pavor nocturnus) erleben. Sie wachen meist in der ersten Nachthälfte mit lautem Schrei schwitzend aus dem Tiefschlaf auf, sind nicht richtig ansprechbar und ängstlich. Oft kann das Kind dann nach 10 bis 15 Minuten ruhig weiterschlafen. Der Nachtschreck ist harmlos, tritt familiär gehäuft auf und verliert sich im Schulalter wieder. Eine Therapie gibt es nicht. Es wird vermutet, dass betroffene Kinder im Schlaf unbestimmte Ängste verarbeiten.

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Chefärztin Dr. med. Lucia Wocko im Kinderschlaflabor.

Kinderschlaf vom 24. bis zum 36. Lebensmonat

Schlafdauer

In diesem Lebensabschnitt nimmt der Anteil des Traumschlafes an der Gesamtschlafzeit weiter ab. Pro Tag beträgt die durchschnittliche Gesamtschlafzeit nun 10 bis 14 Stunden. Einige Kinder brauchen auch noch etwas mehr Schlaf. Der Vormittagsschlaf wird nicht mehr benötigt, aber ca. 1,5 bis 2 Stunden Mittagsschlaf sind wichtig. Länger sollte er nicht dauern, weil sonst abends Einschlafstörungen auftreten könnten.

Albträume

In diesem Alter können Kinder auch schon Albträume haben und davon nachts aufwachen. Bei Albträumen sollte dem Kind beruhigend erklärt werden, dass das nur ein Traum war und nicht wirklich. Bei häufigen Albträumen ist es ratsam, viel mit dem Kind darüber zu reden und zu überlegen, ob es Auslöser dafür gibt. Wenn wiederholt der gleiche Albtraum auftritt, kann es helfen, den Traum als andere Geschichte mit gutem Ausgang nachzuerzählen. Auch nächtliches Aufwachen ohne Albträume und der Nachtschreck können noch hin und wieder auftreten. Dann sollte das Kind liebevoll beruhigt und möglichst nicht aus dem Bett genommen werden. Zu viel Licht ist nicht hilfreich und stört das Wiedereinschlafen.

Gut zu wissen

Die beste Voraussetzung für einen erholsamen und gesunden Schlaf bietet ein fester Tag-Nacht-Rhythmus: Das Kind sollte zu Bett gebracht werden, wenn die ersten Müdigkeitszeichen auftreten. Optimal wäre es, wenn die Nachtruhe täglich zum gleichen Zeitpunkt gehalten werden könnte. Ein beim Kind beliebtes Einschlafritual, das nicht zu lange ausgedehnt werden darf (höchstens 20, besser 5 bis 10 Minuten), hilft beim Einschlummern. Von Vorteil ist es auch, wenn das Kind unmittelbar vor dem Schlafengehen langsam zur Ruhe kommt und zu viel körperliche Bewegung vermeidet. Es ist völlig in Ordnung, für ängstliche Kinder ein kleines Schlaflicht brennen oder die Tür angelehnt zu lassen. So kann das Kind lernen, gut ein-und durchzuschlafen. Wenn all diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen, sollte weiter nach der Ursache für die Schlafprobleme bzw. Schlafstörungen geforscht werden. Hilfe und Unterstützung finden Familien in der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin der Klinik Oranienburg. Dort gibt es seit 2005 ein Kinderschlaflabor unter meiner Leitung.

Im Kinderschlaflabor

Hier werden Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren, die an Schlafstörungen leiden untersucht. Im Kinderschlaflabor werden Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt des Blutes, die Schlaftiefe und andere wichtige Messwerte gleichzeitig erfasst. So lassen sich schlafbezogene Atmungsstörungen wie zum Beispiel Schlafapnoe, schlafgebundene Epilepsien und verschiedene weitere Erkrankungen, aber auch Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus von Kindern und Jugendlichen diagnostizieren. Trotz der ungewohnten Umgebung schlafen die meisten Patienten gut ein. Anhand der Messwerte lässt sich feststellen, ob eine relevante Schlafstörung vorliegt, die behandlungsbedürftig ist. Nicht jedes Kind und jeder Jugendliche mit Schlafstörungen benötigt eine Untersuchung im Schlaflabor. Bei Verdacht auf Schlafstörungen sollte zunächst für zwei bis drei Wochen ein Schlaftagebuch geführt werden. Nach der Auswertung wird dann entschieden, ob eine Schlaflaborableitung (Polysomnografie) durchgeführt werden sollte.

Qualitätsmanagement

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