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Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité

Die Leber – Das stille Organ

Die Leber ist mit etwa 1,5 Kilogramm Gewicht das größte innere Organ des menschlichen Körpers und befindet sich in geschützter Lage direkt unter den Rippen im rechten Oberbauch. Sie arbeitet wie eine Chemieanlage und ist die wichtigste Schaltstelle für den Stoffwechsel, denn Tag für Tag strömen etwa 2 000 Liter Blut durch sie hindurch, das alle Bestandteile enthält, die der Mensch aufgenommen hat. Dazu zählen lebensnotwendige Nährstoffe ebenso wie Fett, Zucker, Alkohol, Medikamente und Schadstoffe. Durch Überernährung und eine ungünstige Lebensweise kann die Leber Schaden nehmen.

Lebererkrankungen

Lebererkrankungen sind in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet und kein Phänomen, das nur Randgruppen betrifft, denn etwa 5 Millionen Menschen allein in Deutschland leiden daran. Sie können eigentlich jeden treffen. Das Tückische daran ist, dass das zunächst unbemerkt passiert, denn die Leber sendet keine Schmerzsignale aus. Sie ist ein stilles Organ. Manchmal wird eine Lebererkrankung per Zufallsbefund durch eine Bestimmung der Leberwerte beim Hausarzt entdeckt. Erhöhte Leberwerte sind dann eine erste Spur. Bleibt die Erkrankung jedoch lange Zeit unerkannt, treten irgendwann oftmals erst nach vielen Jahren dann möglicherweise schwerwiegende Erkrankungen des Organs zutage.

Doch es gibt einige Warnsignale, die sich in der Anfangsphase einer Erkrankung erst einmal als schwach ausgeprägte und unspezifische Symptome äußern: Dazu gehören Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Appetitverlust, Übelkeit und Erbrechen, Konzentrationsstörungen sowie ein Druckgefühl im rechten Oberbauch. Treten derartige Symptome über einen längeren Zeitraum immer wieder auf, sollte an eine Lebererkrankung gedacht und vorsorglich ein Arzt konsultiert werden. Denn die für viele Lebererkrankungen typische Gelbfärbung der Haut und der Schleimhäute sowie eine starke Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens treten nämlich gewöhnlich erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Spätestens dann ist jedoch der Arztbesuch unumgänglich, um zu einer gesicherten Diagnose zu kommen.

Den Zustand der Leber einschätzen: Die Ultraschall-Elastografie

Um den Zustand der Leber einschätzen und Erkrankungen überwachen zu können, kommt in der Abteilung für Innere Medizin/Schwerpunkt Gastroenterologie der Klinik
Oranienburg neben Laboruntersuchungen, Ultraschall und Computertomographie ein nichtinvasives und daher besonders schonendes, schnelles, zuverlässiges und zudem risiko- und schmerzfreies Verfahren zur Anwendung: die Scherwellen-Elastografie. Dieses neue Verfahren wird wie Ultraschall nur äußerlich angewandt, wobei ein spezieller Ultrschallkopf eine elastische Welle durch die Leber schickt und misst, mit welcher Geschwindigkeit die Welle durch das Organ läuft. Denn das Tempo der Welle ist abhängig von der Festigkeit der Leber und deren Festigkeitsgrad steht in direktem Zusammenhang mit dem Grad der Fibrose, die entsteht, wenn die Leber wiederholt oder dauerhaft geschädigt wird. Da die Leberzellen in so einem Fall versuchen, den Schaden zu reparieren, entsteht Narbengewebe, das die Leberzellen zwar ersetzt, aber im Gegensatz zu ihnen keine Funktion ausübt. Das Narbengewebe kann den Blutfluss in die und innerhalb der Leber behindern, wodurch die Leberzellen unterversorgt werden. Ohne eine ausreichende Blutversorgung sterben diese Zellen dann ab und es wird noch mehr Narbengewebe gebildet.

Je fester die Leber ist, desto ausgeprägter ist die Fibrose. Bisher war zur sicheren Überwachung des Krankheitsverlaufes der Leber häufig eine Punktion (Biopsie) erforderlich, die wegen des Einstichs mit einer Nadel durch die Bauchdecke als invasives Verfahren bezeichnet wird.

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Priv.-Doz. Dr. med. Harald Pannwitz führt eine Sonografie durch.

Die häufigsten Krankheitsbilder der Leber

Zu den häufigsten Krankheitsbildern der Leber zählen die Leberentzündung (Hepatitis), die Leberzirrhose oder auch narbige Schrumpfleber, die Fettleber sowie der Leberkrebs. Bei einer Leberentzündung wird zwischen fünf bekannten Typen – A, B, C, D und E – unterschieden, die allesamt durch Viren ausgelöst werden.

Das Hepatitis A-Virus wird per Schmierinfektion sowie über verunreinigte Lebensmittel, vor allem Trinkwasser, übertragen. Die Infektion heilt meist von selbst aus und gilt deswegen als relativ harmlos. Bei alten Menschen oder chronisch Kranken kann es jedoch zu Komplikationen kommen.

Hepatitis B zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Das Hepatitis B-Virus wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma oder Speichel übertragen. Meistens heilt die Infektion von selbst wieder aus. In seltenen Fällen kann sie jedoch einen chronischen Verlauf nehmen. Dann ist es wichtig, dass frühzeitig eine Therapie eingeleitet wird, um eventuelle Spätfolgen wie eine Leberzirrhose zu vermeiden.

Eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus erfolgt in erster Linie auf dem Blutweg. Wird die Ansteckung nicht rechtzeitig erkannt, nimmt sie in über 50 Prozent der Fälle einen chronischen Verlauf. Ist dies der Fall, steigt das Risiko für eine Leberzirrhose und für Leberkrebs an.

Eine Infektion mit Hepatitis E wird überwiegend durch verunreinigtes Wasser oder verunreinigte Lebensmittel (oft unzureichend gegartes Schweinefleisch) übertragen. Meist heilt die Infektion von selbst wieder aus, gerade während der Schwangerschaft kann es aber auch zu Komplikationen kommen.

Daneben kann eine Hepatitis aber auch als Folge einer Fettleber oder durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus sowie andere Stoffwechselerkrankungen entstehen. Gegen Hepatitis A und Hepatitis B liegen Schutzimpfungen vor. Diese sind insbesondere für gefährdete Personen wie medizinisches Personal oder Reisende, die in Risikogebiete fahren, zu empfehlen.

Die Leberzirrhose

Eine Leberzirrhose entsteht als Folge einer dauerhaften Belastung oder Schädigung der Leber. Häufige Ursachen sind ein überhöhter Alkoholkonsum sowie eine Infektion mit Hepatitis-Viren. Zunächst kommt es durch die Belastung der Leber zu einer noch reversiblen Vermehrung von Bindegewebe in der Leber. Später werden dann Leberzellen durch Bindegewebe ersetzt. Dieser Vorgang ist unumkehrbar und führt dazu, dass die Leber ihre Funktionen nicht mehr richtig wahrnehmen kann. Wird eine Lebererkrankung nicht rechtzeitig erkannt und schreitet bis zur Zirrhose fort, hat dies schwerwiegende Konsequenzen: So zählen Aszites (Wasserbauch), eine hepatische Enzephalopathie (Störung der Hirnleistung), Varizenblutungen (Blutungen aus Krampfadern) sowie ein hepatozelluläres Karzinom (Leberkrebs) zu den Folgen. Allerdings lassen sich diese schwerwiegenden Folgen durch eine frühzeitige Therapie verhindern oder zumindest hinauszögern. Heilbar ist eine Leberzirrhose allerdings nicht.

Die Fettleber

Bei einer Fettleber wird vermehrt Fett in der Leber eingelagert. Ursache ist meist ein ungesunder Lebensstil mit einer kalorienreichen Ernährung, wenig Bewegung und einem hohen Alkoholkonsum. Daneben können aber auch Erkrankungen wie Diabetes oder eine Fettstoffwechselstörung sowie die Einnahme bestimmter Medikamente zu einer Fettleber führen. Eine Fettleber bereitet erst dann Beschwerden, wenn sich das Organ bereits stark vergrößert hat. Wird sie diagnostiziert, sind die Reduzierung des Körpergewichtes und der Verzicht auf Alkohol die wichtigsten Maßnahmen. Werden sie konsequent befolgt, kann die Leberverfettung häufig wieder rückgängig gemacht werden. Erfolgt keine Umstellung des Lebensstils, kann sich die Leber entzünden und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs steigt.

Der Leberkrebs

Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom) wird oftmals erst spät diagnostiziert, da der Krebs lange Zeit keine Beschwerden verursacht. Zu den ersten Anzeichen gehören Übelkeit und Gewichtsabnahme, ebenso können Schmerzen im Oberbauch sowie eine Gelbsucht auftreten. Wie bei vielen anderen Krebserkrankungen sind die Heilungschancen umso besser, desto früher der Leberkrebs entdeckt wird. Zu den häufigsten Ursachen für Leberkrebs zählen Infektionen mit dem Hepatitis B- oder Hepatitis C-Virus. Sie machen etwa die Hälfte aller Leberkrebserkrankungen aus. Weitere 40 Prozent werden durch Alkohol oder Übergewicht ausgelöst.

Einer Lebererkrankung vorbeugen

Um einer Lebererkrankung vorzubeugen, sollte man auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten, sein Normalgewicht im Blick behalten und Alkohol nur in Maßen konsumieren. Männer sollten nicht mehr als 40 Gramm pro Tag davon zu sich nehmen und Frauen besser 20 Gramm nicht überschreiten. Bei Bedarf, wenn beispielsweise eine Reise in ein Risikogebiet geplant ist, kann man sich außerdem gegen Hepatitis A und Hepatitis B impfen lassen, um einer Erkrankung vorzubeugen.

Es ist darüber hinaus ratsam, seine Leberwerte im Abstand von 2 bis 3 Jahren kontrollieren zu lassen. So lässt sich schnell und sicher einschätzen, ob die Leber gesund ist. Immer wiederkehrende Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitverlust oder Übelkeit könnten erste Anzeichen für eine Lebererkrankung sein. Treten dann noch die typischen Symptome einer Gelbsucht (Gelbfärbung von Augen und Haut) hinzu, sollte der Arztbesuch nicht mehr hinausgezögert werden. Denn bei vielen Lebererkrankungen ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend. Wird die Erkrankung dagegen erst sehr spät erkannt, kann die Einschränkung der Leberfunktionen schon ein
lebensbedrohliches Ausmaß erreicht haben – dann bleibt oftmals nur noch eine Lebertransplantation als Behandlungsoption. Doch soweit muss es nicht kommen.

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