Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Oberhavel Kliniken erzählen, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind, was sie an ihrer Tätigkeit mögen und warum sie gern bei uns arbeiten.
Video zu „Mein schöner Arbeitsplatz“ mit Anne Prczybilla (2022)
Anne Prczybilla: „Alten Menschen etwas zurückgeben – das erfüllt mich“
Manchmal macht man Pläne, aber das Schicksal führt noch etwas viel Besseres im Schilde. So war das bei Anne Prczybilla. Ergotherapeutin an den Oberhavel Kliniken wollte sie werden und so bewarb sie sich 2009 auf eine ausgeschriebene Stelle in der Psychiatrie. Die schlechte Nachricht: Die Stelle war schon vergeben. Die gute Nachricht folgte auf dem Fuße; in der Geriatrie in der Klinik Hennigsdorf werde jemand gebraucht. „Das war das Beste, was mir passieren konnte; es erfüllt mich“, sagt die 35-Jährige rückblickend. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeitern, Ärzten und Pflegekräften auf der Station 36 sei lehrreich, jeder Berufszweig lerne vom anderen, man bleibe nie stehen.
Bei den ganz kleinen alltäglichen Dingen unterstützen
Facettenreich ist auch der fachliche und menschliche Anspruch an einen Ergotherapeuten. „Man muss sehr einfühlsam sein, gut kommunizieren können, aber auch eine Menge über Anatomie und Bewegungsabläufe wissen“, erzählt Anne Prczybilla. „Wir absolvieren auch Wasch- und Anziehtrainings – das ist etwas sehr Intimes für den Patienten.“
Nichts mache sie glücklicher, als wenn Patienten nach tage- oder wochenlanger Unterstützung am Ende wieder eigenständig Tätigkeiten erledigen könnten, die für den Alltag zu Hause unabdingbar sind. „Da sind wir in der Geriatrie bei den ganz kleinen alltäglichen Dingen: zum Beispiel sicher an der Bettkante zu sitzen, mit einem Hilfsmittel heruntergefallene Gegenstände aufheben oder auch nach anfänglicher Unterstützung mobil zu werden.“
Für vieles stünden Hilfsmittel bereit, die das Ergotherapeuten-Team zusammen mit den Kollegen vom Sozialdienst bespricht und ohne große Hürden beschafft. Greifzangen etwa, die dabei helfen, einen entfernten Gegenstand aufzunehmen. An deren einem Ende steckt sogar ein Magnet für Metallisches wie Besteck. Gerade übt Anne Prczybilla mit einer 91-jährigen Patientin, die noch allein zu Hause wohnt, wie sie sich mit einer Anziehhilfe Socken über die Füße streifen kann – ganz ohne sich zu bücken.
„Hier in der Geriatrie bin ich richtig.“
Dann geht es in den großen Therapieraum der Geriatrie im Neubau der Hennigsdorfer Klinik. Hier haben Anne Prczybilla und ihre Kollegen Platz genug, um Patienten zu behandeln, die verlorengegangene Bewegungsabläufe wiedererlangen sollen. An einer hölzernen Sprossenwand ist ein Brett befestigt, an dem die Patientin längliche Spielsteine in die Hohlräume steckt – das schult die Koordination. Eine Physiotherapeutin stabilisiert dabei ihre Hüfte und den Rumpf, Anne Prczybilla führt die rechte Hand der älteren Dame. In einem kleineren Therapieraum gegenüber können Patienten mit Sensorikstörungen Murmeln aus einem Bad voller angewärmter kleiner Kieselsteine fischen; so lernen sie wieder besser fühlen und erkennen; ihr Gehirn wird angeregt, Informationen zu verarbeiten.
Anne Prczybilla führt die Dame wieder Richtung Patientenzimmer, spricht und lacht mit ihr. Nach ihrem Arbeitsplatz in der Geriatrie gefragt, strahlt die junge Frau übers ganze Gesicht. „Hier in der Geriatrie bin ich richtig. Wir arbeiten mit Patienten, die mitunter beide Weltkriege miterlebt haben; sie kommen mit akuten Defiziten und wenn sie uns wieder verlassen, können sie Alltagstätigkeiten wieder teilweise oder komplett selbstständig übernehmen.“ Diese Generation habe ihre eigenen Werte geprägt und sei mitverantwortlich für das Leben, das wir heute führten. „Es ist wunderbar, diesen Menschen etwas zurückgeben zu dürfen.“
(Stand: 2022)