Die Sicherheit geht vor
30.05.2024
Laut Aktionsplans des Bundesministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit von 2021 sind in Deutschland 6,5 Prozent der Vorstellungen in Notaufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen. Während eines stationären Aufenthaltes treten bei einem Fünftel der Patienten medikationsbedingte Schädigungen auf, so die OECD.
In den Oberhavel Kliniken steht die Sicherheit der Patienten an erster Stelle. Um die Entstehung von häufigen Fehlern im Stationsalltag zu vermeiden und den Blick für weitverbreitete Risiken zu schärfen, gibt es in dieser Woche wieder Simulationstrainings zur Patientensicherheit an allen drei Klinikstandorten. Unter dem Motto „Safety First“ begeben sich interdisziplinäre Teams aus Pflegekräften und Ärzten zusammen in eigens dafür präparierten Patientenzimmern auf Fehlersuche. Erhält der Patient die richtigen Medikamente? Werden die Allergien des Patienten berücksichtigt? Auch in diesem Jahr hat sich das Projektteam unter der Leitung von Krankenhausapothekerin Claudia Herholz einiges einfallen lassen. Mal ist ein Flüchtigkeitsfehler eingebaut, mal ein Fehler bei der pflegerischen Versorgung, mal bei der Hygiene. Insgesamt 26 von ihnen gibt es in den zwei geriatrischen Patientenzimmern zu entdecken. Grundlage hierfür waren Meldungen aus anderen Krankenhäusern aus dem zentralen Krankenhaus-Berichtssystem CIRS, Beschwerden von Patienten sowie Hinweise aus Audits im Rahmen von Zertifizierungen.
„Wir möchten auf unterhaltsame Art die Aufmerksamkeit der Kolleginnen und Kollegen schulen − niedrigschwellig und praxisnah“, erläutert Projektleiterin Claudia Herholz, Fachapothekerin für klinische Pharmazie. Als Apothekerin liege ihr die Sicherheit in der Arzneimitteltherapie natürlich besonders am Herzen. „Das Ziel ist ganz klar: Medikationsfehlern vorbeugen bzw. rechtzeitig entdecken und im teils hektischen Stationsalltag vermeiden. Daher freue ich mich sehr, dass sich so viele wieder die Zeit genommen haben, mit uns auf Spurensuche zu gehen – ein herzliches Dankeschön an Sie alle!“
Jedes Team hat 20 Minuten Zeit, sich die Räume in Ruhe anzusehen und gemeinsam die Fehler auszuloten. Anschließend folgen eine gemeinsame Auswertung und die Diskussion der Fehlerquellen. „Besonders spannend für uns als Projektteam ist es jedes Mal, wenn Fehler gefunden werden, die wir gar nicht mitbedacht haben“, so Claudia Herholz. So profitierten alle Seiten gleichermaßen vom Projekt und letzten Endes vor allem die Patienten.
Die Projektidee für die Simulationstrainings entstammt dem Konzept der Schweizer Stiftung Patientensicherheit. Als „Room of Horrors“ entwirft die Stiftung Trainingsräume für Heime und Arztpraxen, Apotheken und Spitäler, in denen Mitarbeiter anhand simulierter Situationen für Themen der Patientensicherheit sensibilisiert werden. 2022 war der Auftakt für das Projekt in den Oberhavel Kliniken. Seitdem sollen die Simulationstrainings an den Klinikstandorten Hennigsdorf, Oranienburg und Gransee einmal jährlich stattfinden.